Kirchenmusikwoche 2024 in Disentis

Vom 7. bis 11. Oktober 2024 lud der Kirchenmusikverband des Bistums Chur zu seiner 10. Churer Kirchenmusikwoche wiederum ins Kloster Disentis ein. Das Wochenthema lautete aktueller Weise „Frieden/Pasch“. Es war eine rundum gelungene kirchenmusikalische Woche. Teilnehmende Berichten:
Ein gut gelaunter Udo Zimmermann begrüsste am Montagvormittag die ca. 60 Kursteilnehmenden gleich mit dem musikalischen «Grüezi, grüezi mitenand» im Peter Kaiser-Saal.

Nach lockeren Einsingübungen tauchte der Gesamtchor in die Mendelssohn-Vertonungen von «Verleih uns Frieden» und «Hör mein Bitten» ein. Clau Scherrer verstand es von Anfang an, mit seiner wunderbaren Gesangsstimme (bis in die Sopranlage hinauf), das Maximum aus dem Chor herauszukitzeln.
Weitere Highlights waren die kurzen Feiern und Andachten morgens, vor dem Mittagessen und abends, entweder in der Marienkappelle oder Klosterkirche, wo innig für Frieden/Pasch gebetet und gesungen wurde. Immer hungrig vom vielen Musizieren, genossen wir das feine Essen aus der Klosterküche, jeweils in netter, abwechselnder Gesellschaft von Referent:innen und Kursteilnehmenden.
Als Organistin freute ich mich natürlich auf das Orgelatelier bei Merit Eichhorn und Dieter Hubov, wo wir in Kleingruppen abwechslungsweise in der Klosterkirche an der 4-manualigen Kuhn-Orgel oder in der Pfarrkirche an der Metzler-Orgel an unseren eigenen Orgelstücken feilten und auch einfache Improvisationen bei KG-Liedern ausprobieren konnten.
Für jeden von uns boten verschiedenen Wahlateliers etwas Passendes, seien es Gregorianische Gesänge, freies Singen, Dirigieren, Singen von rätoromanischen und ostschweizer Liedern, Hörpunkt Kirchenmusik, kreative Gottesdienstgestaltung oder Basteln mit ausgedienten KG-Büchern!
Allzu schnell war Donnerstagabend, wo nach dem feinen Znacht im festlich gedeckten Kaiser-Saal allerlei Sketche und musikalische Schmankerl geboten wurden.
Im feierlichen Abschlussgottesdienst am Freitagvormittag in der Klosterkirche St. Martin liefen die Solist:innen und der Gesamtchor zur Höchstform auf und beschworen einmal mehr musikalisch den Frieden mit den Mendelssohn-Werken. An der Chororgel begleitete uns einfühlsam Merit Eichhorn.
Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen zerstreuten sich die Mitwirkenden in alle Himmelsrichtungen, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen an einer nächsten Kirchenmusikwoche, die vom 12. bis 16. Oktober 2026 stattfinden wird.
Mir bleibt die Erinnerung an eine super organisierte DIMUWO, kompetenten Dozentinnen und Dozenten sowie ein herzlicher, unkomplizierter Umgang miteinander.
Daniela Sutter

Musikalischer Frieden im Gesamtchor
Unter dem Motto «Verleih uns Frieden» versammelte sich täglich der Gesamtchor der 10. Kirchenmusikwoche. Unter Leitung des bekannten Dirigenten und Pianisten Clau Scherrer erarbeiteten wir sowohl Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy als auch Lieder aus dem rätoromanischen Liedschatz, etwa von Renato Maranta und Benedetg Dolf. Clau Scherrer dirigierte und spielte auf höchstem Niveau und unterstützte die Sängerinnen und Sänger mit beeindruckender interpretatorischer Feinfühligkeit. Besonders bewegend und (leider auch) aktuell waren die Stücke «Hör mein Bitten, Herr, neige dich zu mir» und «Verleih uns Frieden». Ihren Höhepunkt fand die Woche im festlichen Abschlussgottesdienst, wo Chor, Solistinnen und Solisten und Orgel den musikalischen Frieden vollendet erklingen liessen.
Mihaly Tamas

Chorsingen
Im Atelier Chorsingen haben wir mit dem diesjährigen Kulturpreisträger des Kantons Graubünden Clau Scherrer Drei geistliche Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy einstudiert. Zuversicht und Vertrauen waren in ganz anderer Weise auch Thema der romanischen Lieder aus verschiedenen Idiomen: La sera von Benedetg Dolf und die Melodia de la saira von Armon Cantieni liessen uns den abendlich-frommen Stimmungen von Zufriedenheit und innerer Ruhe nach getaner Arbeit nachhorchen.
Während der Proben entwarf Clau Scherrer laufend Bilder, um uns Singenden über stimmliche Hürden hinwegzuhelfen, wodurch auch das Singen schwieriger Stellen zusehends leicht und mühelos gelang. So haben wir mit Begeisterung die musikalische Gestaltung eines Mittagsgebets übernommen und fühlten uns bereit, in der abschliessenden Eucharistiefeier den Gehalt von Mendelssohns ergreifenden Lied-Gebeten glaubhaft zu vermitteln.
Brigitte Descoeudres

Gregorianischer Choral
Visio pacis – Hoffnung auf Frieden
Unter der Leitung von David Eben, Professor an der Karlsuniversität Prag, haben wir (die Teilnehmenden des Fachateliers Gregorianik) mittelalterliche Gesänge zum Thema „Frieden“ einstudiert. Verschiedene einstimmige Choräle in lateinischer Sprache sind an drei Vormittagen geübt und zum «Fliessen» gebracht worden. Ein Choral aus der frühen Mehrstimmigkeit ergänzte das Programm und tönte in unseren Ohren schon fast «modern».
Wir Sängerinnen und Sänger haben uns bemüht, den Anweisungen des Dirigenten zu folgen und beim Singen an alles zu denken (Tönhöhen, Tonlängen, Phrasen, Intonation, Aussprache, etc.), denn in den einstimmigen Gesängen würde man jeden falschen Ton hören!
Am Mittwoch hat die Schola das Mittagsgebet in der Marienkapelle und am Freitag den Abschlussgottesdienst in der Klosterkirche St. Martin feierlich mitgestaltet. Vorsänger, Männer- und Frauenstimmen und auch alle Anwesenden sind abwechslungsweise zum Einsatz gekommen. Die intensive Probenarbeit unter der professionellen Leitung von David Eben hat es möglich gemacht: Durch das Singen der Gregorianischen Choräle ist unsere Sehnsucht nach Frieden spürbar, bzw. hörbar geworden!
Karin Gisler

Orgel
Das Thema des Orgelateliers lautete in diesem Jahr: «VARIATIO DELECTAT – Abwechslung erfreut». Kein Instrument könnte dies besser realisieren als die Orgel mit ihren nahezu unerschöpflichen Klangfarben. Im diesjährigen Orgelatelier stand daher die Form der Variation im Mittelpunkt. Das Orgelatelier wurde von Merit Eichhorn aus Zürich und dem kurzfristig eingesprungenen Dieter Hubov aus Arbon mit zwei parallelen Teilnehmergruppen abwechselnd geleitet. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, an den Orgeln der Klosterkirche und der Pfarrkirche Disentis Unterricht zu erhalten. Zusätzlich stand ein kleines Übungsinstrument im Gymnasium zur Verfügung. Die Teilnehmer bereiteten Literatur zum Thema vor und brachten auch frei gewählte Stücke mit. Die neue zeitliche Struktur der Kirchenmusiktage ermöglichte eine intensivere Beschäftigung mit der Orgel, als dies in früheren Ausgaben möglich war. Dies wurde allen Seiten positiv erwähnt.
Im Rahmen der Wahlateliers konnten die Organistinnen und Organisten zudem einen sehr inspirierenden Improvisationskurs bei Dieter Hubov besuchen. Er gab viele Anregungen, wie man mit einfachen Mitteln improvisatorisch variieren kann und wie dies selbständig geübt werden kann.
Pieder Jörg

Dirigieren
Der Churer Chorleiter und Trompeter Heinz Girschweiler leitete das Dirigieratelier mit viel Charme und praktischen Übungen.
Drei Frauen und zwei Männer, die sich teilweise bereits kannten, fanden schnell gute Ansätze, denn es waren bereits geprüfte Chorleiter-innen, ausser einer Anfängerin. Diese bekundete dann auch Mühe den Teilnehmenden zu folgen und wird sich vorerst weiter in der Literatur einlesen.
In der kleinen Gruppe wurden wertvolle Hinweise zur Probenvorbereitung und Liederauswahl gegeben. Schlussendlich wurden dann bekannte Lieder für Übungssequenzen mit dem Kammerchor dirigiert und so konnten die Teilnehmenden praktische Erfahrungen sammeln.
Mathilda Wyss-Babst

Hörpunkt Kirchenmusik
Virtuos führte Martin Hobi das Atelier durch die Musikgeschichte. Technisch perfekt unterstützt von der Musikforscherin Valerie Halter. Hobi gelangen spannende Querbezüge. So verlangte der aufklärerische Kaiser Josef II. von Österreich (1741 bis 1790) eine Kürzung der nach seiner Meinung zu langen Messen!
Zur Hochform lief Hobi bei seinen eigenen Forschungen auf. Er konnte z.B. eine frühe Abschrift der Missa brevis in F KV 192 erwerben., deren Singstimmen „in kunstvoll-poetischer Manier (Hobi)" ein deutscher Text unterlegt wurde (vgl. Musik & Liturgie 3//2024).
Marcel Keckeis, Chorleiter an St. Karli (Luzern) und ursprünglich Jazzmusiker, berichtete in einer Sequenz des Ateliers über seine Erfahrungen mit dem Einsatz der Elektronik in der Kirchenmusik. Hobi bot allen Teilnehmenden, Laien wie Berufsleuten, ein äusserst spannendes und lehrreiches Atelier.
Hans Dünki

Der Vorstand des Kirchenmusikverbandes Bistum Chur dankt an dieser Stelle herzlich der Klostergemeinschaft des Klosters Disentis für die Gastfreundschaft, der Hotellerie des Klosters und allen Referentinnen und Referenten für die gelungene Woche.
Ein besonderer Dank gilt allen Sponsorinnen und Sponsoren:
Der Katholischen Kirche im Kanton Zürich
Dem bischöflichen Ordinariat Chur
Der Accordeos-Stiftung
Den Orgelbaufirmen Kuhn, Metzler und Späth.
Ebenso bedanken wir uns bei der „SWISSLOS/Kulturförderung, Kanton Graubünden“ für die Defizitgarantie.

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